
Symbolbild: Sonnenaufgang. | Copyright: A. Müller, grewi.de
Saarbrücken (Deutschland) - Nun ist es also soweit: Der seit Jahren von unterschiedlichster Seite heraufbeschworene 21. Dezember 2012 neigt sich dem Ende zu und die Welt dreht sich trotzdem (noch) weiter. Sollte sich daran nicht noch was ändern, bleibt auch heuer die Frage, wie es zu dem Hype um den angeblichen Weltuntergang überhaupt kommen konnte und um was es eigentlich ging?
Tatsächlich endete nach der mehrheitlichen Überzeugung unterschiedlicher Interpreten des Maya-Kalenders mit dem heutigen Datum die aktuelle "Lange Zählung" und damit nach 1.872.000 Tagen (also rund 5128 Jahren) wieder die Zählung des aktuellen dreizehnten sogenannten Baktun-Zyklus und die Zählung erreicht wieder das Ausgangsdatum "13.0.0.0.0". Ein neuer Zyklus beginnt.
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Tatsächlich gibt es bislang nur einen archäologischen Fund, der dieses Datum mit Ereignissen in Verbindung bringt, die einem Weltuntergang gleich kommen könnten: Auf der Steintafel von Tortuguero (dem sog. "Monument 6"), deren Inschrift von vielen als Beschreibung eines Ereignisses gedeutet wird, das sich zum Ende des Maya-Kalenders im Jahre 2012 zutragen soll und mit der Wieder- bzw. Herabkunft des Maya-Gottes "Bolon Yokte", der sowohl mit Krieg als auch mit Schöpfungsmythen assoziiert wird, in Verbindung zu stehen scheint.

Später wurde dann von verschiedenen New-Age-Autoren um dieses Ende unterschiedliche Mythen gestrickt, die sich mit zunehmender Annäherung an das tatsächliche Datum immer mehr verdichteten und zweifelsohne ein unkontrollierbares Eigenleben und -dynamik entwickelten.
Tatsächlich und erwartungsgemäß entstand mit dem sich verselbständigenden Mythos rund um "Zwanzig-Zwölf" auch ein damit einhergehender und sich der Ängste der "Konsumenten" bedienender Markt rund um den angeblich von den Maya vorhergesagten Weltuntergang.

Zugleich sahen mit dem zusehends herannahenden Datum aber nicht nur New-Age-Autoren und Endzeit-Propheten ihre Chance gekommen, auch die Kritiker, Skeptiker und Aufklärer sahen wieder einmal Licht am Ende ihres eigenen Weltbildtunnels und publizierten eifrig und vermeintlich aufklärerische Gegenpostate. Das Interessante an diesem Vorgang und zugleich Vorwurf, den sich diese Autoren und Werke gefallen lassen müssen ist jener, dass die Mehrheit dieser Aufklärer mit nahezu der gleichen Prophetie arbeiten, wie jene, die sie kritisieren, wenn sie behaupten, dass die Erde am 21.12.2012 ganz bestimmt "nicht" untergeht.
Tatsächlich mögen die Wahrscheinlichkeiten etwa für einen großen Asteroideneinschlag mit verheerenden Folgen, eine gewaltige nahe Supernova, Sonnenstürme, für einen spontanen Polsprung und ähnliche Katastrophen gering sein, doch ausschließen konnte sie bis zum heutigen Datum niemand. Gerade vergangene Woche passierte ein erst zwei Tage zuvor erstmals überhaupt entdeckter Asteroid die Erde innerhalb der Mondumlaufbahn. Ein größerer Brocken auf einer nur um einige Grad davon abweichenden Bahn, hätte einer dicht besiedelten Region und im schlimmsten Fall möglicherweise sogar unserer gesamten Zivilisation durchaus gefährlich werden können. Die Sicherheit, mit der uns sogenannte Experten immer wieder versichern, dass ein solches Ereignis extrem unwahrscheinlich sei, ist trügerisch.
Grund zur andauernden Panik sind solche Risiken natürlich nicht. Doch die Behauptung des Gegenteils und das damit bezweckte in Sicherheit wiegen funktioniert nur so lange, bis der "worst case" dann doch einmal eintritt. Dann könnte ein darüber nachdenken, wie es dann weitergeht, zu spät sein.
Gerade in den Count-Down-Tagen zum 21.12.2012 waren es zudem viel eher die Kritiker, vermeintlichen Aufklärer und besonders die Massenmedien, die nicht müde wurden, auf den angeblich bevorstehenden Weltuntergang hinzuweisen. So wurden ganze Veranstaltungen und Parties organisiert, Sondersendungen eingeplant und Nachrichtenportale berichteten den ganzen Tag, wenn auch mit deutlich sarkastischem, zynischen und oft auch gegenüber den Anhängern der 2012-Theorien gegenüber abschätzigen Reportagen und Live-Tickern über den heute angeblich stattfindenden und ebenso angeblich von den Maya vorhergesagtem Weltuntergang - den es so, tatsächlich wohl niemals wirklich gab.
So gesehen müssen sich also auch und gerade viele der Kritiker und selbsternannten Aufklärer den Vorwurf gefallen lassen, in der gleichen Art und Weise mit und vom "2012-Hype" zu profitieren, wie so manch einer, der kritisierten selbst. "2012-Oppourtunisten" sind sie beide.
Zudem bleibt abschließend auch die Frage, was einen Weltuntergang eigentlich ausmacht. Hätten die Maya - selbst wenn sie etwas Derartiges vorhergesagt hätten - tatsächlich das Ende der gesamten Welt, des Planeten Erde, gemeint - oder sind solche Vorstellungen viel individueller zu interpretieren? Ist mit einem "Weltuntergang" oder einem "Weltenende" automatisch ein katastrophales spontanes Ereignis gemeint oder können es auch mittel- bis langfristige Entwicklungen sein, deren Grundsteine jetzt rund um das Ende des Maya-Kalenders gelegt werden und deren Wurzeln jetzt entstehen - deren wie auch immer geartete Auswirkungen aber erst in kommenden Jahren zu spüren sein werden?
Potentielle Ereignisse die einer solchen negativen Deutung entsprechen könnten, gab es 2012 mit Finanz- und Euro-Krise nun wahrlich genug. Und selbst am heutigen 21. Dezember 2012 spitzte sich die Krise um den US-Haushalt bedrohlich zu und der Rücktritt des italienischen Premierministers Mario Monti und die damit einhergehende mögliche Rückkehr Berlusconis stärkt das wankende gemeinschaftliche Europa ebenso wenig wie ein offiziell seit heute (21.12.2012) in Schulden versinkendes und von den Rating-Agenturen degradiertes Zypern.
Auch die klassischen Weltuntergangsszenarien wurden und werden vom heutigen Tag als Schlüsseldatum bedient. So passierte heute der bis zu 1,1 Kilometer durchmessende erdnahe Asteroid "2002 AU4" in nur einem Zehntel des Abstands zwischen Erde und Sonne (1 Astronomische Einheit = AE/AU = 150 Mio. Kilometer) unseren Planeten. Obwohl dies immer noch dem fast 40fachen Abstand zwischen Erde und Mond (1 Lunar Distance = LD = 384,000 Kilometer), also rund 15.360.000 entspricht, vermuten einige Beobachter, dass gerade dieser gewaltige kosmische Brocken bei seinen früheren vergleichsweise dichten Annäherungen an die Erde besonders starke Erdbeben ausgelöst hatte. Während Astrophysiker eine solche Wirkung einer derartig "kleinen" und weit entfernten Masse auf tektonische Aktivitäten auf der Erde für unmöglich halten, verweisen die Vertreter einer solchen Theorie auf die vergangenen erdnahen Passagen.
Hierbei kam der Asteroid am 27 Februar 2010 bis auf 0,4446 AU an die Erde heran - Einen Tag später wurde Chile von einem Beben der Stärke 8,8 heimgesucht. Am 15. Juli näherte sich "2002 AU4" der Erde bis auf 0,48 AU - Noch am selben Tag traf ein Beben von 7,8 Neuseeland. Am 17. Dezember 2008 passierte der Asteroid die Erde in einem Abstand von 0,197 AU - einen Tag später wurde Chile ebenfalls von einem starken Beben der Stärke 6,8 erschüttert. Am 5. März 2006 kam der kosmische Brocken bis auf 0,695 AU an die Erde heran - Noch am selben Tag und an den jeweils beiden folgenden Tagen registrierte die US-Geologiebehörde (USGS) Beben um 6,1. Am gleichen Tag, an dem am 9. August 2005 der Asteroid die Erde in einer Entfernung von 0,493 AU passierte, gab es in den USA ein Beben der Stärke 6,1 und tagsdarauf ein Beben der Stärke 5 in New Mexico. Ein Tag bevor der Asteroid am 24. Dezember die Erde in 0.432 AU passierte, wurde ein Megabeben der Stärke 8.1 gemessen, das jedoch aufgrund der geringen Besiedlung der am stärksten betroffenen Region auf halber Strecke zwischen Australien und der Antarktis kaum Beachtung fand. Drei Tage später riss dann jedoch ein gewaltiger Tsunami, der von einem der bislang stärksten je seismografisch registrierten Beben mit einer Magnitude von 9,1 ausgelöst wurde, 230.000 Menschen in 14 Ländern in den Tod. Auch heute registrierte die japanische Erdbebenbehörde zahlreiche leichtere Beben mit maximalen Stärken von bis zu 5 auf der Richterskala.

Orbitaldiagramm von "2002 AU4" am 21.12.2012. | Quelle/Copyright: NASA
Kritiker mahnen hier jedoch die Vielzahl anderer Erdbeben ohne dichte Annäherung eines erdnahen Asteroiden an, wie sie die Übereinstimmung der Beben mit der vergleichsweise dichten Passage von "2001 AU4" zu einem bloßen Zufall werden lassen. Das aktuelle Beispiel Japans, wo die Erde fast täglich bebt, zeige diesen Umstand mehr als deutlich auf.
Auch die in den vergangenen Tagen und Wochen wieder einmal auffallend ruhige Sonne erwachte pünktlich zum heutigen Datum wieder zu neuer Aktivität - wenn auch noch nicht auf der Richtung Erde gewandten Seite. "Während die Erdseite der Sonne weiterhin ruhig ist, wächst auf ihrer Rückseite die Unruhe", kommentiert "Spaceweather.com" die auffallenden Beobachtungen vom 12. Dezember 2012 des NASA-Sonnenobservatoriums "SOHO".

Starke Aktivität auf der Sonnenrückseite am 21. Dezember 2012. | Copyright: NASA/SOHO
Dieses habe eine ganze Reihe von koronalen Masseauswürfen auf der erdabgewandten Seite der Sonne registriert. "Die Quellen dieser Plasmawolken scheinen multiple Explosionsorte auf der Rückseite der Sonne zu sein. Das bedeutet, dass sich die Erde (derzeit noch) nicht in der 'Schusslinie' befindet. Die zunehmende Aktivität auf der Rückseite bedeutet aber auch, dass der Erdseite schon bald Ähnliches bevorstehen könnte."
Wer will da also mit Sicherheit sagen können, dass der heutige Tag keine merklichen Auswirkungen auf unsere Zukunft haben wird - zumal sich selbst Maya-Forscher gar nicht einig darüber sind, ob der dreizehnten Baktun-Zyklus der Maya am 21. oder 23. Dezember 2012 endet.
Die Maya-Nachkommen un zahlreiche Anhänger selbst haben indes schon den Beginn des neuen Zyklus gefeiert, mit dem sie eine Renaissance ihrer Kultur und ein neues Zeitalter verbinden...
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