
Kanadischer Luchs im Bristol Museum. | Copyright: Bristol Museums
Bristol (England) - In Großbritannien gehören ungewöhnlich große Raubkatzen schon lange zur modernen Folklore - wurden die Tiere doch schon von zahlreichen Augenzeugen gesichtet und für so manches gerissene Wild- und Weidetier verantwortlich gemacht. Während Skeptiker die Existenz solcher Tiere hauptsächlich mit Fehlinterpretationen leibiger Hauskatzen weg zu erklärten versuchen, liegt neben modernen Foto- und Videobeweisen (...wir berichteten) nun auch ein geradezu musealer Beweis dafür vor, dass es in England unbekannte große Raubkatzen in freier Wildbahn gab und wohl bis heute gibt.
Entdeckt haben Forscher der Universitäten von Bristol, Southampton und Aberystwyth diesen Beweis in Form eines ausgestopften - in England zu keiner Zeit einheimischen - Kanadischen Luchses, in einem Kellerraum des Bristol Museum and Art Gallery.
Hierher verbannt wurde das Exponat irgendwann nachdem es wohl noch zur Jahrhundertwende (19./20. Jh.) die britische Landschaft durchstreift hatte. Kanadische Luchse erreichen etwa die doppelte Körpergröße und -masse von gewöhnlichen Hauskatzen.
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In einem aktuell im Fachmagazin "Historical Biology" erschienen Artikel, bezeichnen die Forscher den Luchs, dessen Skelett und Fell erhalten ist, als ältesten Beweis für die Existenz der sogenannten "Alien Big Cats" auf den Britischen Inseln.
Zugleich widerlege der Museumsfund die populäre Vorstellung, dass das "Big Cat"-Phänomen, also das Auftauchen exotischer Raubkatzen in den Landschaften Großbritanniens, primär auf den "Wild Animals Act" von 1976 zurückgeführt werden kann, Hierbei handelte es sich um ein Gesetz zum Umgang mit privat gehaltenen Raubtieren, dem sich die exzentrischen Halter dieser Tiere durch dessen Freilassung entziehen wollten.
Stattdessen seien die exotischen Tiere wahrscheinlich schon sehr viel früher immer wieder in die britische Freiheit entlassen und ausgesetzt worden. Handfeste Beweise dafür, dass sich solche Tiere aber auch erfolgreich vermehrt hätten, gäbe es bislang immer noch nicht.
Die Museumsaufzeichnungen belegen, dass das Präparat ursprünglich im Jahre 1903 fälschlich als Eurasischer Luchs katalogisiert wurde, wie sie noch bis ins siebte Jahrhundert auch in England beheimatet waren. Alleine der Nachweis eines solchen Luchses im Edwardschen England wäre also eine Sensation gewesen. Weiterhin geht aus den Akten hervor, dass das Tier kurz zuvor von einem Landbesitzer in der südenglischen Grafschaft Devon erlegt worden war, nachdem es zwei Hunde getötet hatte. Anhand einer Analyse der Zähne konnten Wissenschaftler tatsächlich nachweisen, dass das Tier zuvor lange Zeit in menschlicher Gefangenschaft gelebt hatte.
Auch die Autoren des Artikels sprechen sich nun dafür aus, Berichte über die "fremden Großkatzen" in Großbritanniens freier Wildbahn einer erneuten wissenschaftlichen Untersuchung zu unterwerfen, statt sie als Spinnerei oder sogar Schwindel abzutun.
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Quelle: southampton.ac.uk