
Der Steinkreis von Stonehenge mitsamt der zum Avon verlaufenden Avenue. | Copyright: FrankLaumen.de
Sheffield (England) - Anhand neuer Ausgrabungen haben Archäologen des britischen Denkmalpflegeamtes "English Heritage" den Grund für die Ausrichtung des imposanten Steinkreises von Stonehenge auf die Sonnenaufgangspunkte an den Sonnenwendtage entdeckt. Demnach handelte es sich nicht um eine von den Erbauern des Monuments selbst erdachte Ausrichtung sondern um Landschaftsmerkmale, die "zufällig" mit der Sonnenwendachse übereinstimmen, die dem "Sonnentempel" seine Ausrichtung in der Landschaft und somit seine Bestimmung vorgaben.
Erst durch die Schließung der direkt an dem Steinkreis vorbeiführenden Straße A344, die zudem die sogenannte Avenue durchschnitten hatte, über die der Steinkreis einst mit dem Fluss Avon verbunden war (s. Abb.), konnten die Archäologen um Professor Mike Parker Pearson von der Sheffield University erstmals eine schon ältere Theorie überprüfen und bestätigen, nach der dieser einstige Prozessionsweg entlang einer eiszeitlichen natürlich von Gletscherschmelzwasser hervorgerufenen Geländeform verlief, die zufällig mit der Sonnenwendachse übereinstimmt - also in einer Richtung genau auf den Sonnenuntergangspunkt zur Sommersonnenwende und in der gegenüberliegenden Richtung auf den Sonnenaufgangspunkt zur Wintersonnenwende zeigt.
Diese Entdeckung sei von großer Bedeutung für ein Verständnis des Monuments, zitiert der "The Guardian" den Archäologen. "Es ist deshalb so wichtig, weil es und sehr viel darüber verrät, warum Stonehenge genau hier errichtet wurde und warum die prähistorischen Menschen so sehr an den Sonnenwenden interessiert waren. Das hatte nichts mit einer Anbetung der Sonne, irgendeiner Art von Kalender oder astronomischen Beobachtungen zu tun. Es war diese Besonderheit des Ortes, der für die Menschen damals von Bedeutung war."
Für Parker Pearson stellte die "natürliche Geländeform entlang der Sonnenwendachse die symbolische Verbindung zwischen Himmel und Erde dar. "Deshalb dreht sich im Stonehenge-Monument alles um die Sonnenwenden. Wir glauben, dass es das war, was die Menschen damals in diesem Gelände sahen."
Warum die natürliche, auf die Sonnenwendpunkte ausgerichtete Geländeform einer Nutzung des nach dieser ausgerichteten späteren Monuments als Sonnen-Observatorium, Jahreszeiten-Kalender und Sonnentempels widerspricht, geht aus den uns bislang vorliegenden Aussagen Parker Pearsons nicht hervor. (Noch bis Ende September ist der Archäologe leider nicht erreichbar. Eine Antwort auf eine Mailanfrage der GreWi-Redaktion blieb mit Verweis auf diesen Umstand bislang noch unbeantwortet. Sobald eine Antwort vorliegt, werden wir natürlich erneut berichten...)
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Quelle: theguardian.com, english-heritage.org.uk