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Archäologen finden vollständig erhaltenen Langschädel im Elsass

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Der Langschädel vom Odilienberg. | Copyright: INRAP.fr

Obernai (Frankreich) - Bei Arbeiten an einem Gewerbepark der Gemeinden des Pays de Sainte Odile haben französische Archäologen eine außergewöhnlichen Grabungsstätte entdeckt, die Einblicke Entwicklung und kulturellen Bewegungen von der Jungsteinzeit (Neolithikum), über die Gallier, Römer bis hin zu den mittelalterlichen Merowingern erlaubt. Unter den zahlreichen Funden befindet sich auch ein ungewöhnlich gut erhaltener Langschädel.

In einem fast 7.000 Jahre alten Gräberfeld fanden die Archäologen zahlreiche Skelette, die mit Halsketten und Armbändern aus kleinen Perlen oder Muschelkalk geschmückt wurden. Zudem fanden sich zuhauf Werkzeuge aus Feuerstein und teilweise dekorierte Keramik.



Geschmücktes Skelett in einem Grab aus der Jungsteinzeit. | Copyright: INRAP.fr


Jungsteinzeitliche Grabbeigaben. | Copyright: INRAP.fr

Da bislang nur wenig über diese Übergangszeit von der Nutzung großer Nekropolen hin zu kleinen Bestattungseinheiten im Elsass bekannt war, schließe der Fund hier eine wichtige Lücke, so die Archäologen des "Institut national de recherches archéologiques préventives" (INRAP)


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Hinzu fanden die Forscher die Überreste eines 2160 Jahre alten 8.000 Quadratmeter einnehmenden gallischen (keltischen) Bauernhofs mit Möbeln, Schmuck, Werkzeugen, Waffen und Vorratsgruben. Sowohl die Größe der Gebäude als auch die oft aufwendig dekorierten Beifunde sprechen dafür, dass der hier einst lebende Bauer wohl sehr wohlhabend gewesen sein musste.



Gallischer Schildbuckel aus Bronze. | Copyright: INRAP.fr

Knochenreste und Skelette, sowohl von Mensch und Tier haben die Archäologen dann innerhalb vom Friedhöfen aus der Römer- bis in die Merowingerzeit (5. bis 8. Jahrhundert) entdeckt.



Pferd und Reiter, 450 und 350 v. Chr. | Copyright: INRAP.fr


Das Grab zweier Kinder mit Hunden, 450 und 350 v. Chr. | Copyright: INRAP.fr

Neben zahlreichen und teilweise kostbaren Grabbeigaben in insgesamt 18 ost-westlich ausgerichteten Gräbern aus der Merowingerzeit stießen die Archäologen auch auf das Skelett einer ebenfalls reich geschmückten Frau. Was diese Frau jedoch neben ihren umfangreichen Grabbeigaben - die sie als Mitglied einer aus dem Osten stammenden Bevölkerungsgruppe ausweisen - mehr als deutlich als von hohem gesellschaftlichem Rang auszeichnete, war ihr stark deformierter sogenannter Langschädel.


 
Detailansicht und Grab der langschädligen Dame. | Copyright: INRAP.fr

Das fränkische Geschlecht der Merowinger regierten das Frankenreich vom 5. bis Ende des 8. Jahrhunderts. Wahrscheinlich gelangte der Brauch der Schädeldeformation während der Völkerwanderung mit den Hunnen nach Mitteleuropa. Um die gewünschte verlängerte Kopfform zu erhalten, wurde der Kopf mit fest geschnürten Bandagen vom Kindesalter an in die gewünschte Form gebracht. Meist hatte die Schädeldeformation eine soziale Bedeutung und war der Oberschicht vorbehalten.


Die nahe Obernai entdeckte Nekropole erbringt den ersten archäologischen Nachweis dafür, dass aus dem Osten stammende Gesellschaften über eine längere Zeit hinweg gegen Ende des Römischen Imperiums im Elsass ansässig waren, wie sie wahrscheinlich mit römischen Truppen hierher gekommen waren.


- Eine umfangreiche Bilddokumentation der Funde von Obernai finden Sie HIER



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Quelle: inrap.fr

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