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Ausstellung in Marburg: "Echt hessisch? Land Leben Märchen" dokumentiert Alltagskultur mit Hilfe der Grimmschen Märchen

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Wer hat von meinem Tellerchen gegessen? Diese und andere Fragen beantwortet die Ausstellung "Echt hessisch? Land Leben Märchen". | Copyright: Pressestelle der Philipps-Universität /Susanne Igler 

Marburg (Deutschland) - Die Ausstellung "Echt hessisch? Land Leben Märchen" im Landgrafenschloss Maarburg dokumentiert Alltagskultur mit Hilfe der Grimmschen Märchen. So lässt zum Beispiel die berühmte Zwergenfrage "Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?" auf einen Wandel in der Tischkultur hin zum eigenen Teller und weg vom gemeinschaftlichen Topf in der Mitte des Tisches schließen.

- Bei dieser Meldung handelt es sich um eine Presseinformation der Philipps-Universität Marburg, uni-marburg.de

Die Brüder Grimm betonten den hessischen Ursprung der Märchen und deren Herkunft aus dem einfachen Volk. "Unsere Studierenden der Europäischen Ethnologie und der Kulturwissenschaft haben sich in den 14 Monaten Projektarbeit mit der Thematik auseinandergesetzt, dass die Grimmschen Märchen weder 'stockhessisch' noch 'urdeutsch', sondern europäisch sind", erklärt die Marburger Ausstellungskuratorin Christina Schlag, die zusammen mit Professor Dr. Harm-Peer Zimmermann vom Institut für Populäre Kulturen der Universität Zürich das Lehrforschungsprojekt betreute, das der Ausstellung  im Landgrafenschloss zugrunde liegt.

"Wie nebenbei geben die Märchen Auskunft über das Leben und den Alltag im 19. Jahrhundert sowie die damaligen Wert- und Moralvorstellungen," fügt Zimmermann hinzu. "Die Ausstellung ist daher eine Entdeckungsreise durch die Welt der Märchen und durch die Lebenswirklichkeit der hessischen Landbevölkerung im 19. Jahrhundert", sagt Dr. Christoph Otterbeck, Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte.


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Wo schlief Dornröschen? Otto Ubbelohde verortete einst in seiner bekannten Zeichnung das Schloss der schlafenden Schönheit in Mittelhessen, indem er sich Weilburg als Vorbild nahm. "Viel entscheidender als Fragen nach geographischen Ursprüngen sind jedoch Kernfragen nach dem Alltag der Menschen in früheren Zeiten", erläutert Schlag, die die Ausstellung auch kuratierte. Wie lebten die Reichen? Wie ging es in einem Armenhaushalt zu? Wie beging man damals die Übergänge im Leben eines Menschen? Auf diese Fragen suchten die Studierenden im reichen Fundus der Volkskundebestände des Museums für Kunst und Kulturgeschichte sowie mittels ergänzender Leihgaben Antworten. "Anhand der berühmten Zwergenfrage 'Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?' aus Schneewittchen lässt sich beispielsweise ein Wandel in der Tischkultur hin zum eigenen Teller und weg vom gemeinschaftlichen Topf in der Mitte des Tisches schließen", erklärt Zimmermann.

"Außerdem erlauben die Märchen Einblick in historische Moral- und Wertvorstellungen", führt Schlag aus. Beispielsweise erscheine der Wolf, eines der bekanntesten Märchentiere, in "Der Wolf und die sieben jungen Geißlein" oder "Rotkäppchen" als bösartiger Handlungsträger. Die ihm zugewiesenen Charaktereigenschaften wie Habgier, Hinterhältigkeit und Streitlust wurden dem Wolf jedoch immer zum Verhängnis. Am Ende der Märchen bezahlte er mit dem Tod.

Insgesamt 156 Märchen umfassen die beiden Bände der Erstausgabe der "Kinder- und Hausmärchen" von 1812 und 1815. Viele von ihnen ließen sich die Brüder Grimm von jungen, gebildeten Damen am Teetisch erzählen. Manches entnahmen sie aber auch alten Schriften, die sie in Archiven und Bibliotheken in ganz Deutschland fanden. In den späteren Ausgaben wurden Texte durch andere ersetzt und es kamen weitere Märchen hinzu. Die Ausgabe letzter Hand enthielt 211 Erzählungen. Nicht alle der gesammelten Texte gelangten auch zur Veröffentlichung. Die Brüder Grimm hofften, germanische Ursprünge in der mündlichen Überlieferung ausmachen zu können. Sie berücksichtigten dabei nicht die europaweite Verbreitung vieler Märchen. Die Schreibstube als "Ort des Geschehens" war eine entscheidende Station des Weges von der Erzählung bis zum heute bekannten Märchen.

Eine Entdeckungsreise für die Sinne in fünf Bereichen solle die Ausstellung werden und zähle daher zu den "7 Streichen" des Grimm-Themenjahres der Stadt, erläuterte Karin Stichnothe-Botschafter vom Fachdienst Kultur der Universitätsstadt Marburg. "Daher haben wir die Ausstellung, die sich zudem am Höhepunkt des Grimm-Dich-Pfads befindet, gerne mit 8000 Euro gefördert", fügt Kulturstadträtin Dr. Kerstin Weinbach hinzu (...).

Die Ausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Marburg wird bis zum 31.12.2014 zu sehen sein.


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Quelle: uni-marburg.de

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