
Die britischen "Pornwall" blockiert neben pornografischen Inhalten u.a. "esoterisches Material" im Internet. | Copyright/Quelle: openrightsgroup.org
London (England) - Seit Februar 2014 ist in Großbritannien ein automatischer Webfilter aktiv, der pornografische Inhalte im Internet blockiert. Erst durch eine Reihe von Alters- und Identitätsidentifikationen können die Internetnutzer diesen Filter aufheben und haben sodann wieder freien Zugang zu den sonst gesperrten Inhalten. Was als Schutz von Minderjährigen und als Mittel gegen Kinderpornografie propagiert wird, filtert jedoch auch andere, nicht pornografische Inhalte. Darunter auch Webforen, politische Inhalte und "esoterisches Material". Eine aktuelle Erhebung zeigt nun jedoch, dass die Mehrheit der mit dem Filter belegten Neukunden der britischen Internetanbieter diesen ablehnt und auch aktiv deaktiviert hat.
Wie aus einem Bericht der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom hervorgeht, sei der als "Pornwall" bezeichnete Filter, wie er von den Anbietern BT, Sky, TalkTalk und Virgin Media installiert wurde, in nur einem von sieben Neukunden-Haushalten aktiv.
Schon vorab kritisierte die britische digitale Bürgerrechtsorganisation "Open Rights Group", dass der Filter neben Pornografie unter anderem auch "Gewaltdarstellungen, extremistische und terroristische politische Inhalte, Webseiten zu Magersucht und Essstörung, Internetseiten zu Suizid, Alkohol und Rauchen, Webforen, esoterisches Material und Umgehungstools für Netzsperren" blockieren soll. Der Sprecher der Gruppe, Jim Killock, kommentiert diesen Schritt als Beweis dafür, dass die Cameron-Regierung "die Menschen schlafwandelnd in die Zensur führen will." (...wir berichteten).
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Frühere Befürchtungen, wonach die einzelnen Filteroptionen zwar individuell abgeschaltet werden können, diese Option aber so angelegt sei, dass sie von vielen Nutzern wahrscheinlich nicht verstanden werde - wodurch es zu einer Vielzahl von Fehlbedienungen des Systems und damit zur Unzugänglichkeit der gefilterten Inhalte für einen Großteil der Nutzer kommen werde - wird von den aktuellen Ofcom-Zahlen also nicht gestützt.
Was hinter Filterbegriffen wie den zitierten "esoterischen Materialien" zu verstehen ist, ist derzeit noch völlig unklar. Auch ist nicht bekannt, wie diese Inhalte von anderen abgegrenzt werden sollen oder ob auch skeptische oder eigentlich naturwissenschaftlich orientierte Seiten und Inhalte zu besagten "esoterischen Materialien" blockiert werden.
Wie berechtigt diese Frage ist, zeigt ein Bericht des Schweizer Computermagazins "Computerworld.ch", laut dem der Schweizer Journalist und SRF-Ausland-Korrespondent für Großbritannien, Urs Gredig, über Twitter berichtet hatte, dass sein britischer Internet-Anbieter die Internetseite der Schweizer Boulevardzeitung "Blick.ch" schon jetzt als jugendgefährdend blockiere. Tatsächlich zeichnet sich das Online-Angebot zwar im Gegensatz zur Printausgabe nicht durch das nackerte Seite-3-Girl, aber dennoch unter anderem auch durch sogenannte Bikini-Reportagen, einen Sex-Kummerkasten aus. Grundsätzlich gilt der "Blick" allgemein dennoch eher nicht als jugendgefährdend.
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Quellen: ofcom.org.uk, openrightsgroup.org, BBC