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Geschichte der Mumifizierung im Alten Ägypten muss neu geschrieben werden

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In natürliche Harze und Fette getränkte Leinenfasern aus einem Grab in Mostagedda. | Copyright: Ron Oldfield and Jana Jones

York (England) - Neben den Pyramiden und der Sphinx stehen vor allem Mumien, wie kaum ein anderes Symbol für das Alte Ägypten. Britische und australische Ägyptologen haben nun Beweise dafür gefunden, dass die Tradition des Einbalsamierens Verstorbener im Alten Ägypten rund 1.500 Jahre älter ist als bislang angenommen. Ein bedeutender Teil der alt-ägyptischen Geschichte muss also neu geschrieben werden.

Wie die Forscher um Dr. Stephen Buckley von der University of York, Dr. Jana Jones von der Macquarie University in Sydney und Professor Thomas Higham von der University of Oxford aktuell im Fachjournal "PLoS One" (DOI:
10.1371/journal.pone.0103608) berichten, handelt es sich bei der neuen Erkenntnis um das Ergebnis einer 11-jährigen interdisziplinären Studie, die bisherige Vorstellungen von der Entstehung dieser für das Alte Ägypten so bedeutenden und prägenden Facette um mehr als 1.000 Jahre vordatiert.

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Bislang gingen Ägyptologen davon aus, dass die Mumifizierung im Alten Ägypten zwar schon in prädynastischer Zeit, im späten Neolithikum zwischen 4500 und 3100 v.Chr begann, als die Menschen die Körper ihrer Verstorbenen zum natürlichen Austrocknen dem heißen und trockenen Wüstensand aussetzten. Die Praktik der künstlich herbeigeführten Mumifizierung durch den Einsatz von Harzen galt hingegen bislang als erstmalig im Alten Königreich (ca. 2200 v.Chr.) nachgewiesen und wurde spätestens im Mittleren Reich (2000-1600 v.Chr.) gängig praktiziert.


Jetzt aber belegen die Wissenschaftler das Vorhandensein komplexer Einbalsamierungsstoffe auf und in Leinen und Umschlägen von Körpern, die in einem der ältesten altägyptischen Friedhöfe nahe Mostagedda gefunden wurden und aus der Zeit zwischen 4500 bis 3350 v.Chr. stammen.



Ein Grab in Mostagedda. | Copyright: G. Brunton, Mostagedda and the Tasian Culture (London 1937) Pl. VI.

Die biochemische Analyse der Stoffe zeigt, dass die Mixturen aus Pinienharz, Pflanzenextrakte, Petroleum und tierisches oder pflanzliches Fett zusammengesetzt wurden - Zutaten also, wie sie später auch gängige Mittel zur Einbalsamierung als Grundvoraussetzung der Mumifizierung verwendet wurden.


Da die gefundenen Stoffe aufgrund ihrer antibakteriellen Wirkung durchaus zum Erhalt von Weichgewebe geeignet sind, sehen die Wissenschaftler darin einen deutlichen Hinweis darauf, dass schon damals mit der künstlichen Konservierung gezielt experimentiert wurde.


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Quelle: york.ac.uk

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