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Autisten haben zusätzliche Synapsen im Hirn

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Neuronen im Hirn eines gesunden Personen (links) zeigen deutlich weniger Synapsen-Fortsätze als die eines Autisten. | Copyright: Guomei Tang, PhD and Mark S. Sonders, PhD/Columbia University Medical Center)

New York (USA) - Autistische Kinder und Erwachsene haben mehr Synapsen im Hirn als "gesunde" Menschen. Zu dieser Erkenntnis kommen US-Neuromediziner in einer aktuellen Untersuchung. Damit bestätigen sie frühere Vermutungen, das Autisten über mehr der Hirnzellenverbindungen verfügen als vermeintlich "normale" Menschen.

Wie das Team um Professor David Sulzer vom Columbia University Medical Center (CUMC) aktuell im Fachjournal "Neuron" (DOI: 10.1016/j.neuron.2014.07.040) berichtet, führen sie die Existenz der vermeintlich überschüssigen neuronalen Hirnverbindungen auf eine Verlangsamung der normalen "Hirnaufastung" während der Entwicklung des Gehirns zurück.


"Da es sich bei Synapsen um jene Punkte handelt, an denen sich die Neuronen (also dir Hirn-Nervenzellen) miteinander verbinden und kommunizieren, haben die überschüssigen Synapsen bei Autisten wahrscheinlich grundlegende Auswirkungen auf die Hirnfunktionen", so die Forscher.


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Während der "normalen" Hirnentwicklung kommt es - besonders in der Hirnrinde (Cortex) - zu einem regelrechten Ausbruch an Synapsen im Säuglingsalter. Bis zum Jugendalter beseitigt die sogenannte Aufastung dann jedoch wieder etwa die Hälfte dieser cortikalen Verbindungen. "Während die meisten Menschen glauben, dass viele Synapsen - wie sie auch durch Lernen entstehen - etwas positives sind, scheint es aber auch so zu sein, dass auch zu viele und vor allem überschüssige Synapsen einen negativen Effekt haben können und die Entfernung zweckwidriger Synapsen nützlich ist."

Mit Hilfe eines Medikaments, das die "normale" synaptische Aufastung wieder herstellt, gelang es den Forschern zugleich, autistisches Verhalten bei Mäusen selbst dann noch zu reduzieren, nachdem die Verhaltenauffälligkeit schon aufgetreten war. Bislang verhindern jedoch die beobachteten Nebeneffekte des Medikaments "Rapamycin" die Anwendung am Menschen.


Zum Thema

Die Forscher sehen in der Entdeckung eine "wichtige Erkenntnis, die zu neuen und therapeutischen Strategien bei der Behandlung von Autismus" führen könne. Es könnte also möglich sein, Menschen mit Autismus erfolgreich zu behandeln, selbst nachdem die Krankheit schon diagnostiziert wurde."

+ + +GreWi-Kommentar
Die Nachricht des Nachweises überschüssiger Synapsen erreichte uns nur wenige Tage nach Bekanntwerden einer Studie, die verstärkte telepatische Fähigkeiten bei einigen Autisten zu belegen scheint (...wir berichteten). Hier jetzt gleich eine Verbindung herzustellen ist sicherlich verfrüht, dennoch wäre es sicherlich aufschlussreich auch vor diesem Hintergrund genau zu untersuchen, zu welchen kognitiven Fähigkeiten die entdeckten "überflüssigen" Synapsen führen. Schließlich vermuten selbst die Autoren der in dieser Meldung beschriebenen Studien, dass "die überschüssigen Synapsen bei Autisten wahrscheinlich grundlegende Auswirkungen auf die Hirnfunktionen" haben.

Darüber hinaus sei erwähnt, dass der "Zustand" von Autisten zwar für die meisten vermeintlich "Normalen" befremdlich, und ihre oft extrem eingeschränkte Fähigkeit zur "normalen" sozialen Interaktion bedauernswert erscheinen mag, dass aber Angehörige, Freunde und Therapeuten in diesem Zustand vermehrt auch die ganz besondere Qualität ihres autistischen Mitmenschen erkennen, der auf seinen ganz eigenen Gebieten faszinierende Fähigkeiten und liebevollen Eigenschaften besitzt. Beispiele von Autisten mit überentwickelten kognitiven und künstlerischen Fähigkeiten bilden hier nur die für uns "Normale" sichtbare Spitze dieser Qualitäten.

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Quelle: cumc.columbia.edu

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