
Künstlerische Interpretationen der beiden Planetenkandidaten "Tau Ceti e" und "f" im vermuteten Größenvergleich mit der Erde (Illu.). | Copyright: PHL @ UPR Arecibo (phl.upr.edu)
Arecibo (Puerto Rico) - Nachdem vergangene Woche Astronomen berichtet hatten, dass sie in den Beobachtungsdaten zu dem unserer Sonne am nächsten gelegenen sonnenähnliche Stern Tau Ceti (HD 10700 oder Gliese 71) Hinweise auf dortige Planeten entdeckt haben; und einer dieser Planeten seinen Stern sogar innerhalb dessen lebensfreundlicher Zone umkreist (...wir berichteten), mehren sich weitere Vermutungen über die Bedingungen und einen weiteren potentiell lebensfreundlichen Planeten in dem System - zugleich aber auch erste Zweifel.
Sollten sich die gefundenen Signale bestätigen, dann umkreist der Planet "Tau Ceti e" seinen Stern mitten innerhalb dessen habitabler Zone und damit innerhalb jener Abstandsregion, innerhalb derer ein Planet seinen Stern umkreisen muss, damit aufgrund gemäßigter Oberflächentemperaturen Wasser in flüssiger Form und damit die Grundlage des Lebens existieren kann.
Unabhängig von dem Team aus britischen, chilenischen, US-amerikanischen und australischen Wissenschaftler um Astronomen vom der University of Hertfordshire hat auch Abel Méndez vom "Planetary Habitability Laboratory" der University of Puerto Rico in Arecibo nun die Daten analysiert, der mit seinen Kollegen den "Habitable Exoplanets Catalog" zu den potentiell lebensfreundlichen Exoplaneten führt. Die Forscher vermuten, dass neben dem Planeten "Tau Ceti e" auch der Planet "f" seinen Stern noch innerhalb der "grünen Zone" umkreisen könnte. Die Entdecker des noch zu bestätigenden Planetensystems zeigen sich indes davon nicht ganz so überzeugt. Die Signale seien nicht ganz eindeutig und wenn, so befinde sich "f" nur noch gerade so am äußeren Rand der habitablen Zone.
Über die potentielle Lebensfreundlichkeit des Planeten "e" schreibt Méndez: "Der Planet umkreist seinen Stern nahe am inneren Rand der habitablen Zone. Er erhält rund 60 Prozent mehr Licht als die Erde von der Sonne, was ihn stark erwärmt und möglicherweise nur für einfaches, theormophiles (also wärmeliebendes) Leben bewohnbar macht, da - eine erdähnliche Atmosphäre vorausgesetzt - die durchschnittliche Oberflächentemperatur bei fast 70 Grad Celsius liegen würde. Das Klima auf 'Tau Ceti e' könnte somit stattdessen von einem starken Treibhaueffet dominiert werden, wodurch der Planet sehr viel eher einer 'Super-Venus' als einer 'Super-Erde' gleichen würde. Ohne weitere Informationen über seine Atmosphäre sind wir nicht in der Lage eine Aussage darüber zu machen, ob es sich um eine warme oder heiße und dann eher venusartig lebensfeindliche Welt handelt. 'Tau Ceti e' hat einen 'Earth Similarity Index'-Wert (Erdähnlichkeits-Index, ESI - ...wir berichteten) von 0,77, solang man von einer erdähnlichen Atmosphäre ausgeht."

Für Mendez ist aber auch "Tau Ceti f" möglicherweise als lebensfreundlicher Planetenkandidat von Interesse: "Der Planet 'f' umkreist seinen Stern im äußeren Rand seiner habitablen Zone und erhält im Vergleich zur Erde nur 27 Prozent des Lichts seines Sterns. Dadurch wird er möglicherweise nur für einfache 'psychrophile' (also kälteliebende) Lebensformen lebensfreundlich. Die globale Oberflächentemperatur dürfte - auch hier eine erdähnliche Atmosphäre vorausgesetzt - bei nahezu minus 40 Grad Celsius liegen. Es könnte aber auch sein, dass auch dieser Planet von einem starken Treibhauseffekt derart aufgewärmt wird, dass er auch für komplexeres Leben akzeptabel ist, wie es (zumindest auf der Erde) Temperaturen von 0 bis 50 Grad Celsius bevorzugt." Auch hier könne ohne weitere Informationen über die Atmosphäre bislang keine genauere Einschätzung darüber getroffen werden, ob es sich hier um einen eher marsartigen frostigen Planeten oder eine erdähnliche Welt handelt. "Eine erdähnliche Atmosphäre vorausgesetzt, hätte 'Tau Ceti f' einen ESI-Wert von 0,71"

Orbitaldiagramm des Systems um Tau Ceti (Illu.). | Copyright: PHL @ UPR Arecibo (phl.upr.edu)
Aufgrund der bislang noch mangelhaften Informationen sei es schwer zu sagen, welcher der beiden Planeten das größere Potential für Leben aufweise. Bislang erfülle noch keiner der Planeten erdähnlich Merkmale. "Eines ist scheint aber schon heute sicher: Tau Ceti ist das dem Sonnensystem am nächsten gelegene sonnensystemartige stellare System, mit mindestens zwei potentiell lebensfreundlichen Exoplanetenkandidaten und verdrängt damit das bekannte System um "Gliese 581" (...wir berichteten) vom ersten Platzt der aus exobiologischer Sicht interessantesten Systeme."

Übersicht der bislang bekannten potentiell lebensfreundlichen Exoplaneten, basierend auf dem "Habitable Exoplanets Catalog" des Planetary Habitability Laboratory der University of Puerto Rico (Illu.). | Copyright: PHL @ UPR Arecibo (phl.upr.edu)
Zugleich vermuten jedoch die Entdecker, dass Tau Ceti nicht nur ein reichhaltiges und dichtes Planetensystem, sondern auch einen ausgedehnten Asteroidengürtel besitzt, in dem sich etwa das zehnfache an Asteroiden befindet, wie im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter in unserem Sonnensystem. "Mehr Asteroidenmaterial klingt aufgrund einer erhöhten Anzahl möglicher Einschläge zunächst zwar wie eine schlechte Nachricht für potentielles Leben, zugleich können Asteroiden aber auch Wasser und organische Materialien (und vielleicht sogar die Keime des Leben selbst) auf Planeten bringen, was für die Entstehung und Entwicklung von Leben förderlich wäre."

Derweil zeigen sich andere Astronomen und Planetensucher zwar von der Entdeckung um Tau Ceti fasziniert, verweisen jedoch, wie Xavier Dumusque vom Observatorium in Genf, dessen Team erst kürzlich einen Planeten innerhalb der habitablen Zone des nur vier Lichtjahre von der Erde entfernten Sterns "Alpha Centauri B" nachweisen konnte (...wir berichteten), darauf, dass die neu entwickelte Methode, mit der die Hinweise auf das Tau-Ceti-System nun gefunden wurden, noch von unabhängigen Astronomen bestätigt werden müsse. "Wenn der Planet (e) aber bestätigt werden kann, so würde es sich jedoch um den bislang besten Kandidaten eines Exoplaneten handeln, auf dem Leben existieren könnte", so der Astronom gegenüber dem "New Scientist".
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Quellen: phl.upr.edu, newscientist.com