
Bordeaux (Frankreich) - Geht erhöhte Mobilfunkstrahlung mit einem gesteigerten Risiko von Hirntumoren einher? Trotz zahlreicher Studien wird diese Frage bis heute kontrovers diskutiert, da unterschiedliche Ergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse einer neuen Studie französischer Wissenschaftler reiht sich nun in die Liste der Mahner ein und zeigt auf, dass es eine Frage davon ist, wie viel man telefoniert. Demnach gibt es, so die Schlussfolgerung, einen Zusammenhang zwischen Vieltelefonie und Hirntumoren.
Wie die Forscher um Gaelle Coureau und Ghislaine Bouvier von der Université Bordeaux Segalen aktuell im Fachjournal "Occupational and Environmental Medicine" (DOI: 10.1136/oemed-2013-101754) berichten, untersuchten sie 253 Fälle von Gliom-Patienten und 194 Meningiom-Patienten zwischen 2004 und 2006, sowie eine wie eine Kontrollgruppe von 892 repräsentativen normalen Personen.
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Laut der Studie zeichnet sich tatsächlich ein statistisch belegbarer Zusammenhang mit der Entstehung von Hirntumoren beider Arten und extremer Vieltelefonie ab. Zur gefährdeten Risikogruppe zählen die Forscher demnach vor allem Personen, die in bisher mehr als 900 Stunden telefoniert oder mehr als 18.000 Anrufe getätigt, bzw. mehr als fünfzehn Stunden pro Monat über fünf Jahre hinweg benutzt hatten. Das Risiko dieser Personengruppe an einem Hirntumor zu erkranken beziffern die Wissenschaftler auf das Zwei- bis Dreifache im Vergleich zu den Mitgliedern der Kontrollgruppe. Das Risiko erhöhe sich zudem bei Berufsgruppen, die im urbanen Umfeld vieltelefonieren. Auch konnte die Studie einen Zusammenhang zwischen der Position des an den Schläfenbereich gehaltenen Mobilfunkgerätes und der entstandenen Tumore aufzeigen.
Damit bestätigt auch die französische Studie frühere Untersuchungen, vornehmlich aus skandinavischen Ländern, die eine Verbindung zwischen Hirntumoren und dem Gebrauch von Mobiltelefonen - gerade bei Vieltelefonierern - nahe legen (...wir berichteten, s. Links).
Zugleich stimmen die französischen Forscher aber auch den früheren Feststellungen zu, wonach vom "normalen" Gebrauch von Mobilfunkgeräten kein generell erhöhtes Risiko ausgeht. Ebenfalls gelte es weiterhin zu prüfen, ob die von den Endgeräten ausgehende Strahlung, die mit der Weiterentwicklung seit 2006 stets reduziert wurde, auch mit einem entsprechend sinkenden Risiko einhergehe.
Grundsätzlich empfehlen selbst Autoren von Studien, die bislang kein erhöhtes Risiko durch "Handystrahlung" festgestellt haben, die Nutzung so weit wie möglich zu reduzieren und wenn möglich auch durch die Nutzung von Headsets die Strahlungsbelastung zudem zu reduzieren.
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Quelle: oem.bmj.com