
Symbolbild: Ferne zweite Erde (Illu.). | Copyright: grewi.de
Cambridge (USA) - Bei der Suche nach außerirdischem Leben sollten Wissenschaftler sich nicht, wie bislang, zu sehr oder gar ausschließlich auf erdähnliche Welten konzentrieren. Das fordert die Astrophysikerin Sara Seager vom Massachusetts Institute of Technlogy (MIT) in einem aktuellen Artikel in der Sonderausgabe zu Exoplaneten der Wissenschaftszeitschrift "Science". Auch der Erde unähnliche und sogar extreme Planeten könnten Leben hervorgebracht haben.
Obwohl es verständlich sei, außerirdisches Leben zunächst auch auf Planeten zu suchen, die dem bislang einzigen bekannten Planeten, der Leben hervorgebracht hat gleichen, sollte die Suche nach außerirdischem Leben exotischere Lebensbedingungen nicht ausschließen. Gerade da mit der steigenden Anzahl der entdeckten Exoplaneten, also Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, auch die Vielfalt der entsprechenden Welten und damit der möglichen Vielzahl des Lebens stets zunehme.
Angesichts der nächsten Generation an Weltraum- und erdgestützten neuen Teleskopen, die noch teilweise in diesem Jahrzehnt gestartet werden oder ihren Dienst aufnehmen sollen, sei es schon heute absehbar, dass wir einige Exoplaneten noch zu unseren Lebzeiten aus bislang ungeahnter Nähe sehen und analysieren werden können, so Seager gegenüber "Space.com". Allerdings sei die Anzahl dieser Planeten so überschaubar, dass Wissenschaftler bei der Suche nach dortigem Leben es sich nicht leisten könnten, wählerisch zu sein.
"Wenn wir etwas aus der bisherigen Suche nach Exoplaneten und deren Entdeckung gelernt haben, dann die Erkenntnis, dass alles innerhalb der Gesetze der Physik und Chemie möglich zu sein scheint", so die Forscherin in ihrem Artikel.
Schon jetzt sind einige Exoplaneten bekannt, die ihre Sterne innerhalb der sogenannten habitablen Zone umkreisen - jener Abstandsregion also, innerhalb derer aufgrund gemäßigter Oberflächentemperaturen flüssiges Wasser und damit die Grundlage zumindest des irdischen Lebens existieren kann. Die Ausdehnung dieser "grünen Zone" hänge jedoch von derart vielen und jeweils individuellen Faktoren ab, dass die konventionelle Definition der "habitablen Zone", die sich am Vorbild der Erde im Sonnensystem orientiert, veraltet erscheint (...wir berichteten).
So könnten große und kältere Welten molekularen Wasserstoff wesentlich länger in ihrer Atmosphäre halten als kleinere Felsplaneten wie die Erde, Venus oder der Mars. Da Wasserstoff selbst aber ein starkes Treibhausgas ist, könnte auf der Oberfläche dieser großen Planeten Wasser auch entsprechend länger flüssig bleiben, selbst wenn sich der Planet außerhalb der klassischen habitablen Zone befindet. Selbst auf Einzelgängerplaneten, die das All befreit vom einem Zentralgestirn durchstreifen (...wir berichteten 1, 2), wäre somit unter Umständen Leben möglich. Selbiger Vorgang gelte zudem auch nach Innen, in Richtung des Sterns.
Die Einschätzung der Lebensfreundlichkeit eines Planeten sollte vor diesem Hintergrund stets von Fall zu Fall und unter Berücksichtigung der individuellen Umstände und Faktoren und nicht nach einer verallgemeinernden Regel geschehen.
Ein besseres Verständnis, so Seager und Kollegen, der Faktoren zur Lebensfreundlichkeit von Exoplaneten sei der Schlüssel zur nächsten Phase der Suche nach außerirdischem Leben, in der es darum gehe, unter den bislang bekannten Planeten die vielversprechendsten Kandidaten herauszufinden, in deren Atmosphären sich Wasserdampf und andere Gase finden lassen, die für die Entstehung des Leben notwendig sein könnten.
Zwar wurden bislang bereits Spektralanalysen von Exoplaneten durchgeführt, doch handele es sich dabei ausschließlich um sogenannten "heiße Jupiter", also große Gasriesen, die ihren Stern relativ dicht umkreisen und sich deshalb auch stark aufheizen. Aus astrobiologischer Sicht seien diese allerdings kaum von Interesse.
Schon mit der nächsten Generation von Weltraumteleskopen, wie dem für 2017 geplanten Kepler-Nachfolger "Transiting Exoplanet Survey Satellite" (TESS) der NASA (...wir berichteten), könnten erste und vielversprechende Kandidaten ausfindig gemacht werden, die dann mit dem "James Webb Space Telescope", dessen Start für 2018 geplant ist, genauer untersucht und ihre Atmosphären analysiert werden könnten. Doch auch das James-Webb-Weltraumteleskop werde zunächst nur Planeten in einem Umkreis von einigen dutzend Lichtjahren untersuchen können.
grenzwissenschaft-aktuell.de
Quellen: sciencemag.org, space.com